Trauma
19. September 2006 um 22:07 UhrNeulich las ich im Spiegel über neue Wege zur Nutzung des Internet. Da ist an einer Stelle die Rede von eine Podcast*-Autorin, die gerne über allerlei wie Heimorgel, Wohnung oder ihren Kater berichtet: „Ihre Fans kommentieren das auf Rubens‘ Web-Seite durchaus kritisch (‚Diese Scheißkatze nervt‘), trotzdem hören bis zu 10.000 Menschen zu. Authentischer als die ewiggleichen tollsten Hits der Achtziger, Neunziger und das Beste von heute im kommerziellen Rundfunk sind solche Podcasts allemal.“
Beim Lesen zittern plötzlich die Knie, Schweiß bricht mir aus, Schwindel setzt ein. Zum Vorschein kommt eine verdrängte seelische Verletzung. Wenige Monate zuvor hatte ich beim Renovieren keine Möglichkeit, meine CDs zu hören und daher ständig den Dudelfunk laufen. Wie unvorsichtig! Die tollsten Hits der … und das Beste von … — ich habe erst Tage später gemerkt, was ich davongetragen hab.
Und ich dachte, ich wäre inzwischen über den Berg. Aber Zeit heilt bekanntlich auch die schlimmsten Wunden …
*Podacasts sind radioähnliche Beiträge, häufig von Laien produziert, die im Internet zum Download bereitstehen. Der Name geht auf „iPod“, Apples beliebten MP3-Player, und „Broadcast“ zurück.